Fliegenberg ohne Faslam – das ist schlichtweg nicht möglich! Doch wann ist diese Tradition gegründet worden, und woher stammt sie?
Wie lange es die Tradition schon gibt, lässt sich nicht sicher zurückverfolgen, aber der Faslam wurde im Jahre 1881 zum erstmals schriftlich erwähnt. Somit beginnt damit die Fliegenberger Faslamszeitrechnung, 1881 war das Jahr Null! Die erste Faslamssitzung fand in der diesjährigen Saison am 5. November statt, womit die fünfte Jahreszeit offiziell begann. Es ging bei dieser Versammlung wie auch bei der Gründung der Tradition wie so oft um eines, nämlich um Schnaps!
Ja, es ging auch damals um Schnaps. Denn damals, im Jahre 1881, wollten die Fietzen, die Knechte der damaligen Bauern, ihren einzigen freien Tag im Februar entsprechend feiern. Doch sie merkten, dass sich mit einem leeren Bauch und nüchternem Kopf nicht so gut Stimmung machen ließ. Deshalb zogen sie von Haus zu Haus, um Zehrung in Form fester und flüssiger Nahrung zu erhalten. Nicht selten soll dabei zumindest die flüssige Nahrung schon auf dem Weg verzehrt worden sein. Nach der Sammlung an den Höfen waren Schnaps, Eier und Schinken in ausreichender Menge vorhanden, und man verzehrte in vollen Zügen. So trank man damals Schnaps nicht aus kleinen Gläsern, sondern direkt aus der Flasche oder aus Brausegläsern.
Nach und nach verfestigte sich dieser Brauch und man nahm Musik mit auf die Reise – in Form von selbst gebastelten Instrumenten; später holte man sogar einen professionellen Musiker dazu. Damals war übrigens nur den Männern die Teilnahme erlaubt, die später mit einer Bandbreite von vielen Instrumenten wie zum Beispiel Pauke, Trommel, Trompete durch die Straßen zogen.
Der zweite Weltkrieg kam und hinterließ auch beim Fliegenberger Faslam seine Spuren. Denn in den Kriegsjahren war selbst den Narren nicht mehr nach Feiern zumute. Fast könnte man denken, dass der Brauch aufgegeben worden wäre, doch er war nur im Winterschlaf! Im Jahre 1947 zog wieder eine Narrenschar durchs Dorf, und wie man sich erzählt, wohl das erste Mal mit Mudder und Vadder. Und auch in den harten Nachkriegsjahren, in denen die Fliegenberger selbst kaum genug zu essen hatten, konnten die Einwohner des Ortes ein paar Kleinigkeiten für die Faslamsbrüder entbehren. In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot!
In den folgenden Jahren fuhr ein Wagen voran, der die Faslamsleute transportieren sollte. Viele, viele folgten diesem Wagen. Mit der Zeit bildete sich die Idee, einen Wagen zu überbauen, später wurden es sogar zwei, dann drei, die aber alle von einer großen Gemeinschaft zusammen gebaut wurden.
Erst mit der Zeit entwickelte sich daraus der heute bekannte Wettbewerb um die schönsten Wagen. Auch der technische Fortschritt hielt Einzug in den Faslam. Wurden früher noch die Wagen der Pferdegespanne mit den eisenbeschlagenen Rädern überbaut, so kamen fortan Traktoren mit ihren Gummiwagen (weil die Räder aus teurem Gummi waren) zum Einsatz. Der technische Aufwand für die Wagen und die Mittel dafür wurden immer größer: Oft unterstützt durch Eltern oder Materialspender, zimmerten die Faslamsbrüder tolle Wagen zusammen.
1985 versuchte schließlich die Bürokratie, Einzug zu halten in den Faslam: Die damalige niedersächsische Wirtschaftsministerin Birgit Breuel legte das närrische Treiben lahm, nachdem es bei einem Umzug zu einem Unfall gekommen war. Die Fliegenberger wussten aber: keine Verordnung, die man nicht auch umgehen kann! Und so zog man den TÜV hinzu und ermahnte die Treckerfahrer zur Enthaltsamkeit. Auf diese Weise konnte und kann so stets ein technisch- einwandfreier und sicherer Umzug gewährleistet werden. Ja, die Fliegenberger legen großen Wert auf Sicherheit, sie wollen Unfälle ausschließen.
1992 feierten die Fliegenberger ihr 111. Jubiläum unter dem damaligen Vorsitzenden und heute noch aktiven Faslamsbruder Uwe Sievers.
Im Anschluss an dieses Jubiläum dehnte sich die Bürokratie aus, drohte sie dem Faslam die Luft abzuschnüren. Umweltschutz stand jetzt auf der Tagesordnung, die Fliegenberger ließen sich jedoch durch nichts unterkriegen, sie beschlossen kurzerhand, ihren Teil zu leisten und stellten das Konfetti-Werfen Ende der 90er Jahre ein.
So bewegt sich der Fliegenberger Faslam nach wie vor an der Spitze dieser Tradition, einst als Initiator für viele nachfolgende Faslamsvereine und heute stets noch als innovativer Trendsetter, wohlgemerkt ohne dass die Tradition in Vergessenheit gerät!
Bockschein von 1966
Mit diesem Dokument wurde Herrn Helmut Cohrs die Erlaubnis erteilt vom 1.1.1966
bis 1 Tag nach Fasnacht in Fliegenberg-Rosenweide zu „jagen“.
Wie aus gut unterrichteten Kreisen gemeldet wurde, hat er seine Auserwählte
am 14.2.1966 beim Faslam kennengelern
Faslamumzug von 1972
Da es zu der Zeit noch keine Umgehungsstrasse gab, mussten alle Wagen zur Aufstellung
erst entgegen der Fahrtrichtung durch’s Dorf. Deswegen fehlen auf den Bild auch noch
die Massen an Zuschauern.
Aus welchem Jahr diese Aufnahme stammt ist uns leider nicht bekannt.
Ein Anhänger und ein bischen Grünzeug drumherum und fertig war der Wagen.
Kein Vergleich zu den Hightechwagen der heutigen Zeit.